Bühne frei! Text & Bilder eines One-Day-Happenings & Ausstellung im August 2019 (wird laufend aktualisiert)
In den Porträts der Ausstellung überträgt Katarina in bestechender Art die fotografische
Inszenierung des menschlichen Gesichtes, in erster Linie von Frauen, in die Malerei.
Sie malt nach Fotografien und unterstreicht diesen Umstand mit der Konzentration auf Schwarzweiss und eine glatte Oberfläche. Mit dem konsequenten Verzicht auf Farbe treten die Bilder aus dem Moment heraus in den nostalgischen Schwebezustand der Zeitlosigkeit. Man muss zweimal hinschauen, um die Modelle einordnen zu können und wir tappen in die Falle des Spiels zwischen Selbstinszenierung, realem Abbild und glamouröser Überhöhung.
Besonders zum Ausdruck kommt dieses Verwirrspiel im Porträt der Baba Beaton nach der Fotografie ihres Bruders Cecil Beaton. Bereits in der Originalfotografie wird das Gesicht der jungen Frau zur Maske innerhalb einer flirrenden Umgebung aus Perlenketten, Silberkleid und ebenso schillernder Wandbespannung. Da Katarina auf eine exakte Kopie ihrer Vorlagen verzichtet, kann sie die Malerei dazu nutzen, diesen Effekt zum eigentlich Bildinhalt zu machen. Die Augen im Gemälde blicken noch offensichtlicher ins Leere und scheinen einziges menschliches Element innerhalb einer irritierenden Welt aus Glanzpunkten und Lichtreflexen. Einen beabsichtigt brüsken Kontrast bildet das Bildnis von Katarinas Nichte, gemalt nach einem «Selfie» vor dem Badezimmerspiegel, der wohl gerade aktuellsten Art der Selbstinszenierung. Hier rahmen die überlangen schwarzen Haare das Gesicht, die Augen blicken nicht mehr ins Nichts, sondern suchen kritisch das eigene Spiegelbild.
Katarina ist fasziniert vom menschlichen Antlitz und dessen Veränderbarkeit, je nach Medium und Sichtweise.
Dies kommt besonders in der Serie «En enda natt» (Nur eine Nacht) zum Ausdruck, in der sie in einer Schlüsselszene von Gustaf Molanders Film (1939) die Protagonistin Eva gespielt von Ingrid Bergmann, mehrmals fotografiert und ins Bild umsetzt. Das Gesicht, umrahmt von Sommerhut, der fast nur aus Mondlicht zu bestehen scheint, wird hier zur Bühne für das Wechselspiel der Gefühle einer jungen Frau, die sich zaghaft, aber doch selbstbewusst der Welt und den Herausforderungen des Lebens stellt.
So wechseln sich in Katarinas facettenreicher Galerie des menschlichen Bedürfnisses nach Selbst-Darstellung Film-Ikonen mit Gesichtern aus ihrem unmittelbaren Umfeld ab. Am lautesten erklingt die Musik in ihren Selbstporträts mit Saxophon.
Man spürt, dass diese Frau die Bühne nicht scheut, sondern vielmehr auch schon die Strassen von Paris als Bühne nutzte.
Text: Tanja Warring
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