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AUSSTELLUNG EVAS TÖCHTER

"Evas Töchter" wurden erstmals im September 2023 in der Schweiz - in der reformierten Kirche in Saatlen - gezeigt. 

Ermöglicht wurde die Ausstellung dank der freundlichen Zusammenarbeit des Kirchenkreises 12 der Reformierten Kirche Zürich. 

 

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AUSSTELLUNGSTEXT

„Als ich 1996 die Bilderreihe von acht lebensgrossen Frauenfiguren aus der biblischen und frühen Kirchengeschichte im Atelier von Ján Berger als Abschlussarbeit meines Malereistudiums präsentierte, brauchte es Mut. Es war der erste Schritt hinaus aus der schützenden Festung der Institution, hinein in ein eigenständiges Leben als Künstlerin. Angesichts der Werke kam es zu angeregten Debatten, Kontroversen und die Professorenschaft wurde gar in zwei gegensätzliche Lager gespalten. Es folgte eine Tournee durch verschiedene Städte der Slowakei.

Das sollte eigentlich nur der Anfang sein, und dann entschied das Leben, einen anderen Weg zu gehen...
Nun sind die Bilder aus dem dunklen Keller hervorgeholt, ausgerollt, neu aufgespannt, abgeblätterte und verkratzte Stellen wieder aufgefrischt. Es freut mich ausserordentlich, diese Serie erstmals in der Schweiz zeigen zu dürfen. Es braucht wieder Mut. Und wenn man Malerei als eine Form des Denkens verstehen will, sollen die Werke auch heute noch zu neuen Anschauungen und Sichtweisen inspirieren. Kommt und seht!“ Katarina Kliestenec

 

Die Bilderreihe der 8 lebensgrossen Figuren ist als "Ensemble" gedacht. Sie erzählen eine gemeinsame Geschichte. Die einzelnen Frauen sollen auch spezifische weibliche Eigenschaften im Sinne eines höheren universellen Prinzips verkörpern. Das bedeutet, dass das Leben dieser Eigenschaften nicht als Identifikation mit dem eigenen biologischen Geschlecht verstanden werden soll (im Sinne von C.G. Jung u.a.)

EINLEITUNGSTEXT ZUR AUSSTELLUNG

DEM WEIBLICHEN LAUSCHEN

 

Das Weibliche in einer Welt zu entdecken, in der das Männliche vorherrscht, bedeutet nicht schwach zu sein. Vielmehr geht es um die Stärke im Weiblichen.

Eine Art der Suche nach dieser Stärke und ihren unterschiedlichen Ausprägungen, war vor 27 Jahren das Malen von acht grossformatigen Ölgemälden mit Frauen aus der frühen Bibel- und Kirchengeschichte. Die Protagonistinnen stammen aus einer Zeit, als Frauen, genauso wie Männer, die Jesus nachgefolgt waren in die Welt hinauszogen, um das Evangelium zu verkünden. Sie predigten, besänftigten Drachen, bewirkten wundersame Heilungen, erweckten Tote zum Leben, diskutierten mit Herrschern und Philosophen. Sie wurden aber auch eingekerkert, grausam gefoltert und starben als Märtyrerinnen. Während der erlittenen Qualen wurden sie von Engeln versorgt und getröstet.

Und als sie starben, trugen sie diese in Scharen zu ihren Grabstätten.

Die Geschichten aus den Legenden über diese Frauen, die nach ihrem Tod als Heilige verehrt wurden, lesen sich heute wie Fantasy Romane. Die Darstellerinnen erinnern an übernatürliche Wesen. Doch waren sie insbesondere auch Menschen aus Fleisch und Blut und sind auf den Bildern bewusst so dargestellt. Sie treten förmlich aus ihrem Hintergrund hervor und man wartet nur noch darauf, dass sie zu sprechen beginnen. Schau, lausche auf die innere Stimme in dir und komm ins Gespräch!

 

 

EVA (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand, 135 x 220 cm, 1996

EVA - DIE ERSTE GEBÄRERIN

«Wenn ich nun schildere, in welchem Ruhmesglanz grosse Frauen erstrahlten, scheint mir nur billig, mit der Mutter der Menschen zu beginnen: Sie war die erste Gebärerin, und wie sie die erste war, so trat sie auch in prächtigem Glanz auf. Denn sie wurde nicht von diesem unseligen Jammertal gezeugt, in dem wir anderen Sterblichen zu Müh und Plage geboren werden. Mit solchem Hammer und Amboss wurde sie nicht geschmiedet, nicht weinend trat sie auf die Welt, den Makel der Geburt bejammernd, oder  gebrechlich, wie die übrigen Menschen; nein,  Beispielloses ist ihr widerfahren: als der vollkommene Weltenbildner schon Adam mit eigener Hand aus Lehm geformt hatte und ihn von dem Feld, das später Damaskus genannt wurde, in den Garten der Freuden gebracht und ihn dort in friedlichen Schlaf versetzt hatte, da liess er in nur ihm bekannter Kunst aus der Seite des Schläfers sie hervorgehen, im Vollbesitz ihrer Kräfte, reif für den Mann, froh im Anblick des lieblichen Ortes und ihres Schöpfers, unsterblich, Herrin über die Welt und, kaum war er erwacht, schon die Gesellin des  Mannes. Und von diesem Erwachen erhielt sie den Namen Eva.

Wem hätte bei seiner Geburt Grösseres und Prächtigeres zuteil werden können? Zudem können wir glauben, dass sie ein Wunder der Schönheit war. Denn was hat die Hand Gottes geschaffen, das nicht schöner als alles sonst wäre? Und wenn auch dieser Schönheit im Alter zu vergehen bestimmt ist oder der Ruin unter dem Anhauch einer Krankheit bevorsteht, mitten in der Blüte der Jugend, so kommt es mir doch nicht abwegig vor, wenn ich sie unter den Ehrentiteln der Frauen aufgeführt habe und weiter aufführen werde; denn die Frauen selbst zählen sie zu ihren wesentlichen Gaben, und schwach, wie die Urteilskraft der Menschen ist, hat die Schönheit ja denn auch den Frauen meist ihren Ruhm gebracht.»

​       Giovanni Boccaccio, «De claris mulieribus», 1473

EVA UND MARIA

 

«Denn dank der Frau regiert der Mensch an Gottes Seite. Und wenn jemand mir sagt, er sei wegen einer Frau, wegen Frau Eva, aus dem Paradies vertrieben worden, so sage ich, dass er dank der Jungfrau Maria eine weit höhere Stufe erreicht hat als den durch Eva verlorenen Zustand, in dem sich die Menschheit mit der Gottheit verbunden hat. Ohne Evas Missetat wäre dies nie geschehen. Vielmehr sollte man Mann und Frau wegen dieses Fehltritts loben, aus dem eine solche Ehre erwachsen ist. Denn so tief auch die menschliche Natur aufgrund ihres kreatürlichen Elements fiel, um so höher erhob sie der Schöpfer aufgrund eben dieses Elements.»                                                                                                                                                 

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MARIA - JA ZUM LEBEN

 

         Das «Ja», verkörpert durch Maria, ist nicht nur das Einverständnis, ein Kind zu empfangen, es auszutragen und zu gebären, sondern es ist das «Ja» für einen Weg im Leben in Hingabe. Es ist ein vorbehaltsloses «Ja», ein Schritt nach vorne, der nicht rückgängig gemacht werden kann. Ohne Wissen, was die Zukunft bringt, wohin der Weg führen wird, was der nächste Schritt erfordern wird. Es ist ein «Ja», mit dem man das bisherige zurücklässt und sich für Neues öffnet.

         «Ja» zu sagen, erfordert gänzlich in sich zu ruhen, um für den Weg, der kommt, bereit zu sein, sich ihm zu öffnen und ihn auch zu beschreiten, Schritt für Schritt. Ohne dieses «Ja» wäre kein Leben möglich, kein Vorwärtskommen, keine Motivation, jeden Tag von neuem aufzustehen, weiterzugehen.

Es ist ein «Ja» zum Leben, in Erfolgen und Missgeschicken.

Es ist ein «Ja», in dem man selbst nicht im Mittelpunkt steht, sondern das «Ja» durchdringt einen gänzlich. Man wird selbst zum «Ja» und kommt so dem Kern der eigenen Bestimmung näher. Es ist ein «Ja» des offenen aktiven Handelns, ob die Lage nun hoffnungslos oder hoffnungsvoll ist.

«Ja» bedeutet auf das zugehen, was immer schon war, ist und sein wird.

 

«Wie der Mensch stets noch das ist, was er früher war, so ist er auch immer schon das, was er noch sein wird.»

Carl Gustav Jung

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MARIA MAGDALENA (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand, 125 x 220 cm, 1996
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MARIA (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand, 135 x 220 cm, 1996

MARIA MAGDALENA - DIE MEISTERIN DER LIEBE

 Das Thema der sündhaften Frau, die sich nach der Begegnung mit Christus bekehrt und zu einer seiner treusten Begleiterinnen wird ist sehr reizvoll und interessant, doch auch sehr vielschichtig und voller vermeintlicher Widersprüche. Sie verkörpert das Sinnbild des Kampfes zwischen Körper und Geist als «Entweder-Oder». In der Kunst stellt sie entweder die verführerische, selbstbewusste, in ihrer vollen Leibespracht erblühende Schönheit dar, die die Männer UND die Frauenwelt in Aufruhr versetzt. Oder sie ist die Sündenbüsserin, die die «Vergehen» ihres vergangenen Lebens bereut und über die Vergänglichkeit der irdischen Freuden und Güter sinniert.

All das auf einen Nenner gebracht, hatte sie nur ein einziges Ziel: Liebe, die sie unentwegt suchte und verschenkte. Sie war Dienerin und zugleich Meisterin der Liebe. Und sie wurde missverstanden und bestohlen, denn für ihre Liebe bekam sie kostbare Geschenke und Geld, aber keine Liebe. Die Begegnung mit Jesus schlug ein wie ein Blitz. Für die Liebe, die sie verschenkte, bekam sie das einzige, das diese aufwog: Liebe.

Als Apostelin tat sie nichts anderes als bisher: Sie lebte für die Liebe. Die Liebe floss einfach weiter, ohne Unterbruch, ohne «Vorher» und «Nachher». Sie lebte ihre Veranlagung und ihre Lebensmission voll und ganz, ohne Berechnung, Spekulation und Vorbehalte. Sie blieb, was sie immer schon war: Meisterin der Liebe.

Maria Magdalena war als Heilige äusserst beliebt und wurde innigst verehrt. Sie hatte Verständnis für all die menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten.

Vor ihr kann die Maske abgelegt, und das wahre Gesicht ohne Instagram-Pose, ohne Beschönigung und Heuchelei gezeigt werden.

 Maria Magdalena fürchtete sich nicht vor der Liebe, sondern suchte, verschenkte und lebte sie unablässig.

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VERONIKA - DIE BARMHERZIGE

 

Veronika ist eine der Frauen, die Christus auf seinem letzten Weg voller Schmerz und Erniedrigung begleiteten. Alle seine Apostel, ausser des jüngsten, Johannes, hatten ihn verraten. Furcht und Feigheit überfiel sie, und Christus war verlassen von seinen getreuesten Gefährten, in die er so viel Hoffnung gelegt hatte.

Doch die Frauen fürchteten sich nicht, von feindlich Gesinnten ausgelacht oder körperlich angegriffen zu werden. Sie konnten sich in die Situation ihres Meisters hineinzuversetzen, dessen Moment gekommen war, den bitteren Kelch der Ungerechtigkeit bis zum letzten Tropfen auszutrinken. Sie wussten, dass ihre blosse Gegenwart ihm ein bisschen Trost in dieser hoffnungslosen Situation bringen würde. Diese Frauen empfanden tiefes Mitleid.

Sich in den Schmerz und das Leiden einer anderen Person einzufühlen ist eine grosse Eigenschaft, die durch nichts in der Welt erlernbar ist. Es ist eine Eigenschaft, die aus der Liebe, aber auch aus tiefster Demut und Achtung hervorgeht. Sie lässt sich nicht mit schönen Worten ausdrücken, sondern nur durch Mitfühlen. 

Veronika hatte diese Eigenschaft der Einfühlsamkeit von Natur aus. Sie betritt das grausame Schauspiel von Christus’ Kreuzweg nur in einer sehr kurzen Sequenz. In der Szene voller Menschen und Lärm wurde sie vielleicht nicht mal von jedem Zuschauer bemerkt. Und trotzdem wurde sie für einen Moment zur Hauptakteurin. Sie löste sich im richtigen Augenblick von der Menge und bot in einer einzigen einfachen Geste das einzige an, was in diesem Moment nützlich war. Veronikas Handlung der Zivilcourage zeugte auch von grossem Mut und Treue, denn vor den Augen aller Umstehenden bekannte sie ihre klare Zugehörigkeit zu ihrem Meister.

Aus der Gegenwart: Im Massaker des Bataclan in Paris vor acht Jahren legte sich ein 120 Kilo schwerer Mann schützend vor eine junge Frau. Er versuchte sie zum Fliehen zu bewegen.

Sie wollte aber nicht. Er sagte: «Okay, ich bleibe bei dir.»

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VERONIKA (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand, 125 x 220 cm, 1996
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MARTA - DIE SELBSTVERSTÄNDLICHE

 

Marta verkörpert den wohl in allen Kulturen der Welt selbstverständlichsten Aspekt der Weiblichkeit. Sie hält sich im Hintergrund der Häuslichkeit, verrichtet geduldig und unermüdlich ihre Arbeit, erfüllt genügsam ihre Pflichten. Ihre Tätigkeit ist auf die angenehme Gestaltung des Lebens der anderen ausgerichtet. Das Leben von Marta findet nicht auf öffentlichen Plätzen oder im Rampenlicht von rauschenden Festen statt. Marta stellt ein fortbestehendes Idealbild dar, wie sich die meisten eine Mutter, Ehefrau und Gastgeberin vorstellen.

Menschen, die für andere da sind, die sich im Schatten anderer aufhalten und im Hintergrund bleiben, tragen gerade durch diese stille, unsichtbare und oftmals wenig wertgeschätzte Tätigkeit dazu bei, dass Vieles funktioniert, was uns selbstverständlich erscheint. Sie sind unsichtbar und oft schweigen sie. Sie sprechen, wenn man sie fragt.

Marta steht demnach für alle Unsichtbaren und Schweigsamen, die genügsam und geduldig auf Äckern, am Fliessband und auf dem Bau Schwerstarbeit verrichten. Sie steht auch für jene, die uns unsere online-Pizza bringen, Pakete in den Logistiken einpacken und wieder auspacken. Oder auch für jene, die unsere Strassen, Büros, Fenster und Treppenhäuser putzen, unseren Müll entsorgen und die Parks pflegen. Frauen und Männer.

Marta schweigt aber nicht. Sie stemmt ihre Arme in die Seiten und «motzt» auf. Sie erhebt ihre Stimme und wird gehört.

Sie fordert keine neue Rolle oder dass ihr die eine oder andere Pflicht genommen wird.

Doch sie tritt sie aus der Unsichtbarkeit im Hintergrund hervor, zeigt ihre Würde und fordert Achtung.

        Marta markiert Präsenz und gibt sich eine Stimme.

MARTA - LEGENDE

 

Marta war eine Nachfolgerin von Jesus und entstammte einem königlichen Geschlecht, das in Syrien und vielen Küstenlanden beheimatet war. Zusammen mit ihrer Schwester Maria und ihrem Bruder Lazarus lebte sie in Bethanien nahe von Jerusalem. Jesus war oft zu Besuch bei den Geschwistern. Martha übernahm die Rolle der Gastgeberin und wird deshalb «Wirtin des Herrn» genannt.

         Ihre Schwester Maria sass Jesus meist zu Füssen und hörte ihm zu. Marta beklagte sich deshalb bei Jesus. Er liesse Maria ausruhen und sie müsse die ganze Arbeit machen. Er antwortete ihr, dass sie sich vergebens um viele Dinge sorge. Maria habe nur eine Sache, die bessere, gewählt, die ihr nie genommen werde (Lk 10, 38-42). Marta wird auch später in der Schrift erwähnt, als sie Jesus, betrübt über den Tod ihres Bruders Lazarus, mit den Worten empfängt: «Wärst du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben» (Joh 11, 22). Daraufhin erweckt Jesus ihren Bruder Lazarus zum Leben.

Nach Christus’ Auferstehung wurden die drei Geschwister in einem steuerlosen Schiff ohne Ruder, Segel und ohne Nahrung im Meer ausgesetzt. Das Schiff brachte sie unversehrt nach Marseille. Martha zähmte bei Tarascona einen Drachen und predigte in Südfrankreich das Evangelium.

In der Legende über Marta, die von ihrer Dienerin Martilla niedergeschrieben wurde, erscheint ihr einen Tag vor ihrem Tod Christus mit den Worten: «Liebste Wirtin mein, wo ich bin, da sollst du auch sein. Du hast mich bei dir zu Gaste aufgenommen, so will ich dich aufnehmen in meinen Himmel; und wer dich anruft, den will ich aus Liebe zu dir erhören.»

Marta wurde angeblich in Tarascona begraben. Sie verkörpert das aktive Leben (Vita activa) und ihre Schwester das kontemplative Leben (Vita contemplativa). Martha ist die Patronin der Hausarbeit.

       Quellen: Evangelien, Legenda aurea, Bibliotheca Sanctorum

MARTA - Öl auf Leinwand, 125 x 220 cm, 1996
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KATARINA - SAUERTEIG DES HIMMELREICHS

Katarina war die Tochter des Königs Costus. Sie war sehr gebildet und erlangte die höchste philosophische Bildung. Zum Christentum bekehrte sie sich unter Einfluss eines Einsiedlers.  Er schenkte ihr das Bild der Hl. Maria mit dem kleinen Jesuskind, zu dem sie betete. Eines Tages wandte sich das Jesuskind aus dem Bild zu ihr und schenkte ihr einen Verlobungsring. Fortan bezeichnete sie sich als Braut Christi. Sie bat den römischen Kaiser Maxentius, mit der Anbetung von Götzen aufzuhören und der Verfolgung von Christen Einhalt zu gebieten. Dieser konnte ihrer überzeugenden Rede keine Argumente entgegenhalten und liess deshalb die bewährtesten 50 Gelehrten seines Landes holen, um ihr ihren Glauben auszureden. Als ihnen dies nicht gelang, und sie sich unter Katarinas Einfluss zum Christentum bekehrten, liess sie der erzürnte Kaiser mitten in der Stadt verbrennen. Katharina liess er ohne Essen ins Gefängnis werfen. Christus selbst versorgte sie mittels einer weissen Taube mit Essen. Eines Tages sahen Porfyrius, ein Gardeoffizier des Kaisers und die Kaiserin einen hellen Schein über der Gefängniszelle und sahen, wie die Engel Katarinas Wunden versorgten.  So bekehrten auch sie sich zum Christentum, worauf sie der Kaiser töten liess. Zu guter Letzt wollte der Kaiser Katharina zur Kaiserin krönen lassen, doch als sie sein Angebot ausschlug, entschied er, sie hinzurichten. Ihr Leib sollte auf vier mit Messern und Nägeln bestückten Rädern gebunden zerrissen werden. Doch auf die Bitte von Katharina zertrümmerte ein Engel die Räder. Nach zahlreichen weiteren Folterungen schlug man ihr am Ende den Kopf ab. Aus ihren Leib floss Milch statt Blut. Die Engel brachten Katharina auf den Berg Sinai, wo sie bestattet wurde.

Ihre Überreste werden im orthodoxen Kloster auf dem Berg Sinai aufbewahrt. Im Mittelalter war sie zusammen mit Maria eine der meistverehrten weiblichen Heiligen. Sie ist die Schutzheilige der Gelehrten und vieler weiterer Berufe und Stände.

     Quellen: Evangelien, Legenda aurea, Bibliotheca Sanctorum

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KATARINA (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand, 125 x 220 cm, 1996
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JEANNE D'ARC (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand, 125 x 220 cm, 1996

JOHANNA - DIE BEFREIERIN

Die Geschichte der jungen Johanna ist durch seine Spannung und Beispiellosigkeit eine der zugänglichsten aller Erzählungen über Heilige. Sie gab Anlass zu zahlreichen Theaterstücken, Opern und literarischen Werken. Die Handlung erinnert an den so oft dargestellten Kampf zwischen Gut und Böse, wie sie uns aus Märchen, Abenteuerromanen oder Winnetou-Filmen bekannt sind. Es geht um das Prinzip des guten Helden, hier der Heldin, der oder die von einer schützenden Aura umgeben ist, die es möglich macht, Übermenschliches zu bewirken und Wundern gleiche Taten zu vollbringen.

Das Motto „das Gute wird siegen“ wirkt und überdauert irgendwo tief in der menschlichen Vorstellung. Eine Aufzählung all der Geschichten, angefangen mit David und Goliath bis E.T. und Harry Potter, die auf diesem Prinzip beruhen, würde Bände füllen.

Johanna verblüfft damit, dass sie ein sehr junges, einfaches, ungebildetes und armes Mädchen war, dem es dank ihrer Beharrlichkeit gelang, den riesigen Wall an Hindernissen bestehend aus Beamten, Kirchengelehrten, Misstrauischen und Neidern zu durchbrechen, und bis zum Thronfolger vorzudringen, den sie schliesslich dermassen zu überzeugen wusste, dass er ihr seine Truppen anvertraute. Jene anführend, bezwang sie schliesslich den Feind, der so lange schon ihr geliebtes Land bedroht hatte. Sie hatte eine ganz konkrete Mission, die sie in ihrer jugendlichen Begeisterung mit allen Konsequenzen und ohne jegliches Zögern und ohne Feigheit ausführte. Sie war wie eine Rakete, die in den Himmel schoss und ein Zeichen am Himmel hinterliess, das von ihrer Existenz nur eine Ahnung hinterlässt. Doch im Herzen ihrer Landsleute blieb ein klarer Abdruck von Gottes schützender Hand über diesem Land und seiner Bewohner.

Sie wurde für alle Länder der Welt zum Symbol der Freiheit, des Rechts auf Existenz und ihrer rechtmässigen Stellung in der Welt.

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AGNES - DIE FRAU, DIE NEIN SAGT

 

Agnes’ Geschichte ist beispielhaft dafür, was in fast allen Kulturen der Welt seit jeher als «courant normal» angesehen und immer wieder übersehen wird. Die Geschichten sind sich alle täuschend ähnlich: Ein Jüngling sieht eine Frau, entflammt vor lauter Liebe, wird gar krank und unglücklich. Was folgt, kommt in mehr oder weniger beschönigter und idealisierter Form daher:

Die Angebetet wird geraubt oder entführt und manchmal muss ein Ungeheuer bezwungen oder ein Rätsel gelöst werden, um sie sich zu «verdienen» und sie zu besitzen. Wenn sich die Jungfrau sperrt, muss eben ein bisschen «nachgeholfen» werden. Die Beute wird zum «wohlverdienten» Besitz.

Die Mädchen werden nicht nach ihrer Meinung gefragt. Sie sind in Schweigen gehüllt.

Agnes wagte es, sich gegen dieses Selbstverständnis des Schweigens und Nicht-Gefragt-Werdens aufzulehnen. Sie fürchtete sich nicht ihre Ablehnung kundzutun. In der Zeit, in der sie lebte, war es ein Akt der Rebellion. Sie, die schweigen sollte, wagte es, ins Licht zu treten und pochte auf ihr Recht auf Selbstbestimmung und Selbstverantwortung. Sie erkannte, dass sie auch als Frau das Recht hatte «Nein» zu sagen und zu entscheiden, wem sie «gehören» sollte, wem nicht. Und das, ohne Rechtfertigung oder Entschuldigung, und aus welchem Grund auch immer. Es scheint fast schon absurd, wie ein einziges «Nein» eines einzigen Mädchens ein so heftiges Gewitter, einen so wütenden Prozess auslösen konnte.

Auch heute noch wird häufig noch hinterfragt, ob ein «Nein», denn wirklich ein «Nein» sei, oder eher ein «Vielleicht», ein «Jein», ein «Doch» oder sogar ein «Ja» oder ein «nichts lieber als das»…?

 

Agnes steht für alle Menschen, die durch ihr klares «Nein» ihre menschliche Würde verteidigen, auch wenn sie dieses «Nein» immer und immer wieder mit Nachdruck verteidigen müssen.

AGNES - LEGENDE

Agnes war die Tochter aus einem angesehenen römischen Haus. Als sie 13 Jahre alt war, verliebte sich der Sohn des Präfekten in sie. Da sie sich zum Christentum bekehrt hatte und Christus als ihren Verlobten erachtete, lehnte sie ihn ab. Als der Sohn des Präfekten vor Liebeskummer erkrankte, wollte sie der Präfekt zwingen, ihrem Glauben abzuschwören. Doch sie dachte nicht daran das zu tun. Zur Strafe liess sie der Präfekt nackt in den Strassen von Rom vorführen und man brachte sie schliesslich in ein Bordell.

Durch ein Wunder wuchsen Agnes überlange Haare und Engel hüllten sie alsbald in ein weisses Gewand. Als sich der Sohn des Präfekten in dem Freudenhaus an ihr vergreifen wollte, starb er auf der Stelle durch die Hand des Teufels. Agnes betete zu Gott und erweckte ihn wieder zum Leben.

Daraufhin wurde sie der Hexerei bezichtigt und sie sollte auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Die Flammen taten ihr jedoch keinen Schaden an. Also schlug man ihr mit einem Schwert den Kopf ab. Acht Tage nach ihrem Tod erschien sie ihren Eltern umringt von einer Reihe von heiligen Frauen. Sie trug ein goldenes Gewand und sie kam von einem schneeweissen Lamm (Anspielung auf ihren Namen, «Agnus Dei», Lamm Gottes) begleitet.

An der Stelle, wo sie begraben war, wurde in der Via Nomentana in Rom, später die Kirche S. Agnese fuori la mura errichtet. Dies geschah auf Geheiss von Constantina, der Tochter des Hl. Konstantin, die durch ihre Gebete beim Grab der Hl. Agnes vom Aussatz geheilt wurde.

Eine zweite der Hl. Agnes geweihte Kirche wurde im 8. Jahrhundert auf der Piazza Navona an dem Ort gebaut, wo sie angeblich gefoltert und getötet wurde.

Agnes ist die Patronin der Jungfrauen und der Keuschheit.

      Quellen: Evangelien, Legenda aurea, Bibliotheca Sanctorum

AGNES - Öl auf Leinwand, 125 x 220 cm, 1996
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